Sarah-Lee Heinrichs antirassistisches Ressentiment

Es ist ja schon wieder ein Jahr her, als eine junge Politikerin der deutschen Grünen namens Sarah-Lee Heinrich von der „ekligen weißen Mehrheitsgesellschaft“ sprach. Ihr Parteikollege Jürgen Trittin wurde von Markus Lanz zu einer Stellungnahme angesichts dieser Aussage gebeten und erklärte, dass hier jemand von seinen Erfahrungen spreche.[1] Sie habe „genau dieses erfahren“, dass es eine eklige weiße Mehrheitsgesellschaft gebe. Sie spreche aus „sehr leidvoller Erfahrung“, die sie mit anderen „People of Colour“ teile, unter anderem auch deswegen, weil man diese „permanent fragt, wo sie z. B. geboren sind“. Permanent? Also jeder Mensch, der ihnen beim Einkaufen oder auf der Straße begegnet, würde Menschen mit dunkler Hautfarbe nach ihrem Geburtsort fragen? Von solchen Übertreibungen abgesehen, frage ich mich, was denn an so einer Frage so verwerflich, diskriminierend und bösartig sein soll. Es spricht doch eher für Interesse, Neugier, Anteilnahme, wenn ich mehr über eine Person erfahren will und mich nach ihrer Biographie erkundige. Wer so eine Frage als diskriminierend betrachtet, der sollte sich schon fragen, ob er nicht eine gewisse Paranoia entwickelt hat und sich überall von Rassismus verfolgt sehen will.

Interessant ist auch die Formulierung „eklige weiße Mehrheitsgesellschaft“. Worin soll denn das Eklige dieser Gesellschaft bestehen? In ihren politischen Urteilen, ihrem tatsächlichen oder auch nur vermeintlichen Rassismus oder in ihrer weißen Hautfarbe? Könnte es sich nicht bei Sarah-Lee Heinrich um Rassismus handeln, wenn sie von ekligen Weißen spricht, oder ist Rassismus eine Haltung, zu der nur Weiße „fähig“ sind, sozusagen deren „Privileg“? Was würde denn Herr Trittin einem Nazi antworten, der von der „ekligen jüdischen Weltherrschaft“ spräche? Würde er das auch mit dessen schmerzhaften Erfahrungen rechtfertigen, die dieser nun einmal mit Juden gehabt hätte? Oder käme er wenigstens hier auf die Idee, dass Erfahrungen als Bestätigung bereits bestehender Vorurteile genommen oder aus ihnen falsche Schlüsse gezogen werden können? Sieht sich Sarah-Lee Heinrich immer dann, wenn ein Mensch weißer Hautfarbe es wagt, ihren Vorstellungen zu widersprechen, rassistischer Verfolgung ausgesetzt und daher von den „Rassisten“ der „ekligen weißen Mehrheitsgesellschaft“ umzingelt? Fragen über Fragen! Aber diese treiben Herrn Trittin glücklicherweise nicht um, denn als „alter weißer Mann“ ist ihm klar, dass ihm solche Fragen nicht zustehen, sondern von diesen „alten weißen Männern“ Selbstgeißelung im Büßerhemd verlangt wird.

Blöderweise war an der Diskussion bei Markus Lanz allerdings auch noch eine alte weiße Frau beteiligt, die noch nicht solchen rassistischen Etikettierungen ausgesetzt ist, da besteht wohl bei den rassistischen Antirassisten noch ein gewisser Handlungsbedarf. Elke Heidenreich ist diese alte Dame, die sich nicht so zurückhaltend gegenüber der demonstrativen Dummheit von Sarah-Lee Heinrich zeigte. Sie hatte keine Hemmungen dabei, auf das Gestammel hinzuweisen, durch das sich Frau Heinrich „auszeichnete“. Das ist wohl wieder typisch für so eine „eklige Weiße“, dass die gleich einmal ihr „Bildungsprivileg“ zur Schau stellt! Was kann denn die arme Sarah-Lee dafür, wenn sie lieber dummes Zeug im Internet schreibt und vor Fernsehkameras absondert, als Bücher zu lesen? Heidenreich stellte nämlich völlig richtig fest, dass diese Sprachlosigkeit das Merkmal der Internet-Generation ist, die kaum noch Bücher zur Hand nimmt. Mittlerweile sind diese Menschen meines Erachtens von allem überfordert, was über die Aufmerksamkeitsspanne von einer Minute hinausgeht, weswegen ja das Videoportal Tik Tok mit seinen Kurzfilmchen bei diesen in höchster Gunst steht. Auch auf die Neigung zur beleidigten Leberwurst ging Elke Heidenreich ein und stellte klar, dass es überhaupt keinen Grund dafür gibt, sich wegen der Frage nach der Herkunft beleidigt zu fühlen. Dem will ich noch hinzufügen, dass es natürlich dafür gar keinen Grund gibt, außer man will unbedingt überall Zeichen rassistischer Verfolgung entdecken, um damit den Geltungsanspruch der eigenen Auffassungen gegen jeden Widerspruch zu immunisieren.

Ja, da müssen die Ritter der politischen Korrektheit wohl noch nachlegen und den Vorwurf gegen die „privilegierten weißen Männer“ auch auf die Frauen ausdehnen. Aber darüber, dass hier wohl genügend Lernfähigkeit besteht, braucht man sich bei solch geistiger Verelendung gewiss keine Sorgen zu machen! Einen Shitstorm soll Heidenreich ja bereits unverzüglich auf ihre Stellungnahme als Vorgeschmack auf künftige Anfeindungen erhalten haben.


[1] https://www.youtube.com/watch?v=QJtk8IzjKG4, aufgerufen am 15. 9. 2022 (Das ist leider das einzige mir bekannte Video, das hierzu das Wichtigste zusammengefasst hat.)

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